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Deportation - 2022 Drei
Frauen in der „Speis“ versteckt
Erinnerungen
an die Deportation/ Von Margarete Probst, Crailsheim
Ich möchte beitragen zur Erinnerung an die Verschleppung aus Jahrmarkt. Geboren wurde ich am 18. Mai 1940, war damals noch keine 5 Jahre alt, mein Bruder war dreieinhalb. Trotzdem kann ich mich sehr gut erinnern. Meine Mutter, die Mutter von Schmidt Hans (Naze Wess Gret) und die von Margret Geier (Neugasse) waren in unserer Speis versteckt. Vor der Tür in die Vorratskammer stand ein Schrank und es war nicht sichtbar, dass sich dahinter ein Raum befand. Die Soldaten kamen und behaupteten, dass Frauen im Haus sein müssen, was unser Großvater leugnete. Es kam zum Streit und dann schoss einer der Soldaten in die Wand zum anderen Zimmer. Großvater warf sich schützen über uns, weil wir in dem Zimmer noch im Bett lagen. Als die Frauen jedoch den Schuss gehört hatten, kamen sie aus dem Versteck und gingen mit. Das Loch in der Wand war noch lange zu sehen. Nachher ging ich mit meinem Großvater aus der Neugasse in die Zigeunergasse, wo die Frauen eingesperrt waren. Er brachte meiner Mutter Essen und Winterkleidung. Als der Posten mal weiter weg war, hob er mich hoch ans Fenster zu meiner Mutter. Ein Posten sah das und kam hinzugerannt, gab uns einen so heftigen Stoß, dass wir fast umgefallen sind und ich laut geschrien habe. Eine weitere unvergessene Erinnerung ist die, als die großen Lastautos mit den grauen Planen ankamen und wir alle zusehen mussten, wie der Abtransport erfolgte. Es war ein unvorstellbares Weinen und Schreien von den Autos herunter und von den Leuten, die verstört unten standen. Es war ein dunkler, trüber und nasskalter Januartag und ich hatte nur ein dreieckiges Schultertuch umgebunden. Auf dem Heimweg nahm mich mein Großvater auf den Rücken, damit ich mich an ihm erwärmen konnte. Zu den Erinnerungen noch ein Gedicht, das mir beigebracht wurde und das ich nicht vergessen habe. Ich weiß aber nicht mehr, wer es mir beigebracht und wer es geschrieben hat. Früher saßen ältere Leute oft vor den Häusern auf der Gasse, da wurde von Früher erzählt und Neuigkeiten wurden ausgetauscht. Ich ging damals jeden Sonntag zu den Eltern meines Vaters und da musste ich oft dieses Gedicht aufsagen, das aus heutiger Sicht kein literarisches Werk ist, aber ein Zeitdokument. Ich
stand bei meiner Mutter, die mich so innig liebt,
Sie war ganz still und traurig, im Herzen tief betrübt. Ich habe meine Hände auf ihren Schoß gelegt, War auch ganz still und traurig, im Herzen tief bewegt. Da fiel ein heißer Tropfen herab auf meine Hand, Aus Mutters Auge, er war mir wohlbekannt. Dann stand sie auf, konnte sprechen kein Wort, Drückt mir fest die Hände, sie musste von uns fort. Da kamen die grauen Autos und führten sie fort, Man führte sie nach Osten an einen unbekannten Ort. Dort mussten sie viel leiden im Steinbruch und Schacht, So viele unsrer Lieben blieben dort im Ungemach. Ach wenn doch alle unsere Lieben wieder kämen heim, Wie würden wir uns freu’n, froh und glücklich sein! Wir würden sie umarmen und sagen: „Lieb Mütterlein, nicht wahr, du lässt uns jetzt nicht mehr allein!“ (Anm.: Die Mutter der Autorin, Katharina Krämer, geborene Kassnel, Hausnr. 33, kam nach zweieinhalb Jahren im Spätherbst 1947, an Kathrein, in Jahrmarkt an, nach einem kurzen Aufenthalt in der damaligen deutschen Ostzone, wo die Entlassenen eine Quarantäne durchmachen mussten und wieder zu Kräften kamen. Sie war Geburtsjahrgang 1920, deportiert wurde sie ins Lager Nowotroizk. Ihr Ehemann war zur Zeit der Deportation im Kriegseinsatz, war aber früher aus der Gefangenschaft heimgekehrt als seine Frau.) Blumen-Dank der Kinder für Entschädigung und zur Erinnerung |