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Deportation 2017


Am Ende siegten Hoffnung und Zuversicht
In Erinnerung an den Beginn der Deportation im Januar 1945/ 66 Jahre seit der Heimkehr der letzten Verschleppten
Von Luzian Geier

Mit einem den Jahrmarktern weniger bekannten und in mehreren Hinsichten besonderen Gruppenbild wollen wir in diesem Jahr an den Beginn der Verschleppung in die Sowjetunion im Januar 1945 erinnern. Auch als Beitrag zum besseren Verstehen eines derartigen Fotos aus dem Jahre 1949.


Das folgenschwere Ereignis hatte im Ort 834 Personen unmittelbar betroffen, 553 Frauen und 381 Männer, ein Mann war im eigenen Hof erschossen worden. 131 Todesopfer hatte die Gemeinde zu beklagen. Durch die Deportation waren 188 verheiratete Frauen (Mütter) von insgesamt 331 minderjährigen Kindern getrennt worden. In den Jahren der Zwangsarbeit sind dort zwischen 1945 und 1949 fünfzehn lebende Kinder zur Welt gekommen, die mit nach Jahrmarkt kamen. Zum Jahreswechsel 2016/2017 zählte Johann Nix, der die Daten der Heimatgemeinschaft verwaltet, noch 69 Jahrmarkter, die deportiert waren, mitinbegriffen fünf später Eingeheiratete. Die absolute Mehrheit, 55, sind Frauen.

Dieser knappe und trockene Zahlenspiegel, viele in den letzten Jahren veröffentlichte Berichte sowie Dokumentationen und Forschungsarbeiten belegen eine sehr schwierige, meist lebensbedrohliche Zeit für die Betroffenen. Schwer hatten es auch die Daheimgebliebenen.
Wer nun dieses Bild vom Mai 1949 (der Vegetation und Kleidung nach, oder Juni?, die Entlassung fand am 2. Oktober statt) aus dem Innenhof des Lagers 1410 Kriwoj Rog, etwa ein halbes Jahr vor der Heimkehr, betrachtet, könnte heute meinen, dass es sich um eine Gruppe von 40 jungen Frauen handelt, die eine Reise unternommen haben oder einen Ausflug machten. Den Stacheldraht rechts im Hintergrund kann man nicht deutlich sehen. In diesem Lager Krasnowaden (siehe auch Gruppenfotos im Jahrmarkter Deportationsbuch) bei Kriwoj Rog waren auch Kriegsgefangene. Für die damalige Zeit und im Hütten- und Bergbaugebiet Donezk-Becken sind die Frauen relativ modisch und gut gekleidet, wie für den Fotografen zu einem festlichen Anlass. Sie sind durchwegs gut aussehend, gepflegt, zuversichtlich, viele lächeln (für das Foto). Es ist ein „Stimmungsbild“, das kaum jemand mit fünf Jahren Zwangsverschleppung und Schwerstarbeit in der Sowjetunion in Verbindung bringt. Diese Faktoren hatten bereits in den ersten Jahren die Auslese gemacht, viele Verreck-Lager waren inzwischen geschlossen, neue, feste Baracken erbaut worden. So zeigt das Bild nur die Frauen, die stark, mit Zuversicht und Hoffnung alle Arten von Schwierigkeiten überlebt hatten, die zumindest im letzten Jahr für die Arbeit entlohnt wurden, sich Essen und Kleider zusätzlich kaufen konnten. Die Kranken und Arbeitsunfähigen waren bereits entlassen worden. Das Foto ist Beleg für den Wandel in den Jahren der Deportation, einschließlich für den Stimmungswandel, den seelischen Zustand der Einzelnen.

Zwölf Frauen der Gruppe waren Jahrmarkter, zwei leben: Gertraud Wagner (Baschtoffls) und die Endersch Wess Liss. Mit ihr, Elisabeth Mathis, später verheiratete Röhr, sprach Katharina Scheuer (München) am 11. Januar und vermerkte aus dem Telefonat u. a.:
Das Bild entstand 1949, das Gebäude im Hintergrund ist das Lager.
Hier wusste man damals noch nichts von Entlassung. Aber es ging ihnen schon besser, sie arbeiteten auf der Kolchose und hatten viel rohes Gemüse zum Essen. Baschtoffls Wess Gertraud hatte mal bis abends einen ganzen Eimer Tomaten gegessen. Sie bekamen für ihre Arbeit schon etwas Geld, hatten sich Material für neue Kleider gekauft und sich alle von schwowisch „herrisch" gemacht. Im Lager gab es Näherinnen, welche Kleider genäht haben. Ihres hatte eine Frau aus Blumental genäht.
Sie wussten im Vorfeld nichts von Entlassung, es war kein Abschiedsfoto. Die Nachricht erreichte sie auf dem Kolchos während der Arbeit.“


Eine zweite auffallende Besonderheit und dadurch eine Foto-Rarität ist das Bild zum Thema Deportation deshalb, weil hier zwei Kinder (Sitzreihe links und rechts) und die für sie angefertigte Puppe (ganz vorne Mitte) zu sehen sind. In den ersten Jahren wurden die Kinder in der Regel bald von der Mutter getrennt oder die Mütter (oft auch Schwangere) wurden nach Hause geschickt. Die Zeitzeugin wusste auch dazu Auskunft zu geben:

Die Kinder sind Zwillingsmädchen, die Eltern hießen Hartmann und waren aus Schöndorf. Links, die Ältere mit dem Kind, ist die Mutter. Rechts die Jüngere ist die Schwester der Mutter. Die Eltern der Kinder waren schon länger verheiratet, hatten aber zu Hause keine Kinder. Dann haben sie in Russland Zwillinge bekommen.“

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Elisabeth Röhr

Katharina Scheuer hatte das Bild der Röhr-Tochter zugeschickt und ist mit Wess Liss (Jahrgang 1926) das Bild durchgegangen. Nachfolgend die Liste der Jahrmarkter, welche erkannt wurden:

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Deportation Lager 1410 - Mai 1949 Abschied

1.Seibert Anna, verh. Loris, aus der Signischgasse
2.Rosar Katharina, Hauptgasse (Zerwesse Kathi)
3.Wagner Gertraud, verh. Schmidt, Baschtoffls, Altgasse
4.Wagner Eva, verh. Rosner, Baschtoffls, Altgasse (Schwestern)
5.Loris Marianna, verh. Hügel, Lesevreins Mrejan, Obere Hauptgasse
6.Kassner Anna, Regerts Nantschi, Hintere Reihe
7. Mathis Barbara, verh. Bild, Endersch, Lothringen
8. Mathis Elisabeth, verh. Röhr, Endersch, Lothringen, unsere Gewährsperson (auch Schwestern)
9. Eichinger Anna, geb. Weber, Schuster Phauls, Hintere Reihe
10. Harnischfeger Margarete, Herrisch, verh. Ziffra, Lothringen
11. Kunz Elisabeth, verh. Cretu, Schneiderhannese, Altgasse
12. Stefan Magdalena (Überland), verh. Traum (Schuster von Beruf), obere Hauptgasse
13. Albinger Katharina, verh. Ferch, Hauptgasse


Verschleppte



Veronika Schmidt geb. Seibert
Von: Gerd Imbsweiler, Limbach
In: Kirkeler Nachrichten 17/2008


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Nachwort Luzian Geier



Das Schwere in Russland hat den Körper gestärkt“
ADZ-Gespräch mit Ignaz Bernhard Fischer, Vorsitzender des Russlanddeportiertenvereins
In: ADZ online, Mittwoch, 26. März 2014



Sonderausstellung in Schloss Homburg
Flucht und Vertreibung - brandaktuell

In: Rheinische Anzeigenblätter, 5. Januar 2017


Gedenkveranstaltung für die Russlanddeportierten
In: ADZ online, Mittwoch, 18. Januar 2017


Deportation löste fast Regierungskrise aus
Ein unbeachtetes Dokument gibt Aufschluss über die Einstellung der rumänischen Politiker im Januar 1945
Von: Hannelore Baier
In: ADZ online, Donnerstag, 19. Januar 2017